Quantcast
Channel: MisanthropinWiderWillen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 599

Entzug, Schlüsselmomente, Geständnis und ein letztes Mal

$
0
0
"Määänsch, blogg' doch nicht ständig drüber!" mahnt BFF Charlotte.
"Das hilft Dir nicht beim Verarbeiten, sondern lässt Dich nur wehmütig in Erinnerungen schwelgen."
Charlotte hat recht und ich werde nicht mehr über den Drummer bloggen.

Gibt ja auch nix mehr zu sagen.
Es sei denn, er steht mit roten Rosen vor meiner Tür und smst, dass es ihm leid tue und er mich abgöttisch liebt.
Ich schwör', dann seid ihr die Ersten, denen ich davon berichte!

Noch VOR Charlotte!

Seit meiner letzten SMS am Sonntag

(hier 'n Auszug: "Ich will in Deiner Rangliste nicht an allerletzter Stelle stehen. Dein Desinteresse an mir ist verletzend. Wenn ich Dich nerve, dann sag' es ehrlich. Ich finde es unfair, dass Du mich trotzdem so lange hingehalten hast. Hiermit verabschiede ich mich endgültig von Dir mit einem herzhaften, aber wenigstens ehrlichen FUCK OFF!"),
habe ich noch 1 allerletzte SMS von ihm bekommen: "Gute Nacht!"
Klar war das auch überreagiert, aber hey! ich habe tagelang auf ihn gewartet und war geschockt und verletzt, als es am Sonntag kein Date gab, und das, obwohl er schon seit Samstag wieder daheim war (was ich zufällig über FB rausfand), und er mich dann noch mit der
"Ich bin schon im Bett"-Lüge abwimmelte.
Natürlich wird er sich nicht weiter äußern. Dabei hätte ich gerne die eine oder andere Erklärung.


Nun gilt es, in den Entzug zu gehen.
In den ersten Tagen "ohne" wache ich morgens schweißgebadet auf und mir ist kotzübel.
Ey, habe ich in den letzten 6 Wochen Kokain konsumiert oder bloß 'nen Kerl?!

Natürlich hatte ich anfangs immer ein Ohr auf's Handy gerichtet, aber wenigstens trage ich es nicht mehr ständig am Körper und schaffe sogar, es über Nacht auszustellen, also das Handy - nicht das Ohr, und nicht mehr neben mir auf's Kopfkissen zu legen, weil der Herr ja nachtaffin war.
Ich habe noch nicht alle SMS gelöscht, die "schönsten" habe ich -vorerst- behalten; genau wie seine Nummer.
"Wage es nicht, ihn nochmal zu kontaktieren!" droht Charlotte; die übrigens von Anfang an gegen ihn war: "Juliane, der ISSES NICH'!"

hieß es in Endlosschleife.
"...wenigstens für das böse Fuck off entschuldigen?" frage ich.
"NEIN!" bellt sie.
"Und sagen, dass mir leid tut, dass aus uns nix wurde, weil er ja in mir schließlich auch keine Liebe für's Leben gefunden hat?" hake ich nach.
"BOOAAHH..." macht sie nur und rollt mir einen Tick zu theatralisch mit den Augen.
Mir tut er tatsächlich ein bisschen leid, denn er ist sicher auch mit anderen Erwartungen und Wünschen an unser ..äh.. Dings herangegangen.

Ich hatte nur 1 kurzen Heulflash.
Der überfiel mich ausgerechnet bei Netto vor den Kartoffeln.
Und wie mir so die Tränen auf die Marabel festkochend tropfen, kommt ausgerechnet Voldemort des Weges, der mich sehr erschrocken fragt, ob er mir helfen könne und ob ich mal von 'nem dicken, alten Mann gedrückt werden wolle.

Ich lehnte aber dankend ab...

Was würde wohl meine Therapeutin dazu sagen, die ich seit Jahren nicht gesehen habe, nach der ich aber mittlerweile starke Sehnsucht kriege?
"Welche Ihnen bekannten Gefühle aus Ihrer Kindheit kommen da gerade hoch?"
Hmmm, vielleicht das dringliche "Hab mich lieb!"- und "Find mich toll!"-Flehen?
Und das unerträgliche Ohnmachtsgefühl, verursacht durch die ewige Warterei auf SMS, auf Dates, auf ein JA zu Juliane oder auf Schlussmachen, hat mich fertiggemacht.


Das Geständnis:
Er hatte mir erzählt, dass er sich in Psychotherapie befindet, um seine extremen Verlustängste zu bearbeiten.
Irgendwann, nach unserem ersten "Schluss", hatte ich folgenden Gedanken:
"'n Typ mit Verlustängsten müsste doch eigentlich gut an mich zu binden sein. Ich müsste nur dafür sorgen, dass er sich in mich verliebt (und wir wissen ja alle, wie man das als Frau bewerkstelligen kann, ne?) und dann abservieren! Und er wird angekrochen kommen, weil er, so als Opfer seiner Verlustängste, ja nicht anders kann. Und wir werden happily ever after leben. Harhar!"

Und dann habe ich tatsächlich kurzzeitig das Weibchen gegeben: lieb, anschmiegsam und willig.
Erschreckend, zu was ich mutieren kann, wenn es um Gefühlskram geht.


Die Schlüsselmomente:
Es gab einige, in denen meine innere Stimme mir zuschrie:
DER GEHT JA GAR NICHT!, was ich aber tapfer ignorierte.
Erstes Telefonat:
Innere Stimme: "Puh, hat der 'ne unangenehme Stimme! Und die Scheiße, die der labert! Wimmel ihn ab, mit dem triffste Dich auf keinen Fall!"
Erstes Date:
Während er Macken in meinen Couchtisch trommelt und mein letztes(!) Snickers frisst, schreit meine innere Stimme:
"DER NÄCHSTE BITTE!"
Beim "seinem" Italiener:
Wir sitzen uns gegenüber, die innere StImme schreit:
"Boah, sieht der heute scheiße aus! Wirst Du diesen Anblick öfter ertragen können?!" und "Mannomann, der Abend wird lang, er smst mit seiner Ex, und ihr habt euch irgendwie nix zu sagen."
Mr. Jazz fragt: "Das nächste Mal gehen wir zu Deinem Chinesen, ok?"
Ich: "OK."
Innere Stimme: "Hoffentlich benimmt er sich da anständig***, schließlich willste da noch öfter hingehen."

*** Irgendwann gingen wir zu "seinem" Italiener. Es gab dort 12 Tische. Wir machten an 10 Tischen Halt, weil er die Gäste kannte und erstmal mit großem HALLO begrüßt wurde bzw. ziemlich großkotzig begrüßte.
Ist er ein Promi?! Oder wie heißt das in klein? Lokalgröße? Vielleicht sollte ich künftig nicht nur den Lokalteil des "Sauerländer Boten" lesen, sondern auch mal die Meldungen aus den Nachbarstädten.
Er stellte mich an jedem Tisch mit anderen Namen vor:

"Das ist Stefanie (Petra/Maria/Ursula), oder wie war Dein Name noch?", ich dann, gespielt entrüstet: "Andrea (Nicole/Karla/Hiltrud)!"
Auch wenn ich das Spielchen mitgespielt habe, fand ich es doch eher grenzwertig und war leicht angepisst.
Der Abend verlief dann auch recht unentspannt, was ich aber erfolgreich verdrängt habe; ich wollte doch so dringend und gerne "jemanden haben".


Fazit:
Ich war nicht in den Typ verknallt, sondern in die Vorstellung "jemanden zu haben".
Habe ich mich in den letzten 6 Wochen eigentlich mal so richtig gefreut?

Ganz zu Anfang vielleicht, als er, noch im Jagdmodus, mich mit netten SMS zuballerte.
Ehrlich gesagt, habe ich öfter Tränen vergossen, als Freude empfunden.
Derzeit freue ich mich darüber, dass ich in meinem Sachgebiet ganz alleine arbeite, so kriegt nämlich niemand mit, dass ich mir hier während der Arbeitszeit den ganzen Rotz von der Seele blogge und ab und zu mal schniefe.

Bereue ich irgendwas?
Ja, 2 Dinge.

Vermisse ich was?
Mr. Jazz als Person nicht, dazu war er zu rotzig, zu hager, zu ego, zu unruhig, zu sms-süchtig, zu real-life-communication-scheu.
Da reißt dann auch sein Engagement für soziale Projekte nix 'raus.
Den Sex auch nicht, der war eher - naja...
Ich vermisse das Hardcoregekuschel danach:

stundenlang aneinandergeschmiegt rumliegen, reden, Geschmuse, Löffelliegen, mit ineinander verschränkten Fingern einschlafen, dieser ganze Pärchenkram, obwohl wir ja kein Pärchen waren...
Ich vermisse diese vermeintliche Zuwendung, die Zuneigung, die mir seine Hunderte SMS suggeriert haben.
Ich vermisse die Ablenkung von meinem oft eintönigen Job.
Ich vermisse den Gedanken: "Es gibt da jemanden".


Habe ich mir was vorzuwerfen?
Oder anders: wäre er Blogger, was könnte er Negatives über mich schreiben?
"Boah, Leute, ich war im Urlaub und als ich wiederkomme, ist diese flüchtige Bekannte, die ich seit Kurzem kenne, voll hysterisch abgegangen, weil ich mich nicht umgehend bei ihr zurückgemeldet habe! Verstehe einer die Weiber..."
Und dass ich kompliziert und klammernd war und bereits nach dem 3. Date eine Beziehung erzwingen wollte...
OK, damit kann ich leben.

Während ich das hier schreibe ertönt mein SMS-Signal: DING-DONG!
Ich greife in Lichtgeschwindigkeit nach meiner Handtasche und hole das Handy raus.
"Bitte lass' es IHN sein!" schießt mir durch die verpeilte Birne und sofort hasse ich mich für diesen Gedanken.
Nur 'ne SMS von Charlotte, die mir einen Kopf Hoch-Tag wünscht!

Tja, wie blöd, dass ich mich im Frühjahr zum Onlinedating habe überreden lassen, weil meine Freundin meinte, ich bräuchte dringend einen Mann, weil ich so unentspannt sei.
Nun hatte ich einen bzw. zwei (wenn man Herrn Reinlich mitzählt) und bin noch unentspannter als vorher.
Nun werde ich wieder an meinem ursprünglichen Gedanken festhalten:
"Ich brauche und suche nicht notwendigerweise einen Mann; aber wenn mir zufällig einer vor die Füße fällt, der passt, der darf ruhig bleiben."

So und nun entschuldigt mich, ich muss mir was Neues suchen, auf das ich meinen Fokus richten kann...

PS:
Wen's interessiert: ich habe neulich, als ich noch voller Hoffnung war *schluchz*, einen Post geschrieben, der soll doch nicht ungelesen bleiben, woll?
Ich packe ihn mal in den Geheimblog. Wer will, kann lesen...

Viewing all articles
Browse latest Browse all 599


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>