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Channel: MisanthropinWiderWillen
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Kontinentalplattenverschiebung

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Wie der Titel bereits vermuten lässt, geht es um die Wechseljahre.


!! Obacht, nicht magenfesten Lesern sei gesagt:
dieser Post kann Spuren von Scheidensekret enthalten !!

Rückblickend nahm bei mir alles vor 4 Jahren seinen Anfang (oder besser: sein Ende).
Und da ich schließlich zu den Dienstleistungsbloggern gehöre, möchte ich meine bisherigen Erfahrungen mit euch teilen.
Ja, kostenlos!


1. Der Rhythmus geht flöten:
Während jahrzehntelang auf meine Periode und ihren präzisen 28-Tage-Rhythmus Verlass war, brachen vor 4 Jahren wahre Tsunamis über meine supisüßen LaPerla-Spitzenhöschen herein. Zwischen 41 und 14 Tagen war alles drin, meistens aber im 14 Tage-Rhythmus, was mir den übelsten Eisenmangel meines Lebens bescherte.
Es konnte mich quasi immer und überall überraschen. Was mich dazu brachte, mir einen Riesenvorrat an Einlagen anzulegen und zwar von der Größe und Sicherheit, wie man sie nur im Sanitätshaus bekommt. Mooncup? HA HA HA HA! Ein tupperscher Eidgenosse wäre angebrachter gewesen.
Im Büro hatte ich eigens eine Schublade für Ersatzschlüpfer, Wechseljeans und Surfbretter, wie medizinisches Fachpersonal diese quadratmetergroßen Binden liebevoll nennt.
(Tipp: Tena-Lady-Einlagen für Blasenschwäche sind aufgrund ihrer konkaven Auffangrüsche sehr vorteilhaft konstruiert! Da bleibt garantiert jeder Koagel wo er ist und flutscht nicht schlankerhand in die beige Chino, um einen vor aller Welt zu blamieren.)
Diese Phase dauerte bei mir 2 Jahre.


2. Der Rhythmus pendelt sich ein:
Periode 1 mal pro Quartal und das in Maßen. Joa, so kann man's aushalten.
Nervig: alle 28 Tage plagen mich trotzdem Phantomunterleibsschmerz und PMS.


3. Körperhaarwuchs:
Mir sind ungefragt Haarbüschel auf Zehen, Fußrücken und Knien gewachsen.
Mein Gesicht ist mittlerweile von einem weichen Flaum umgeben und ich kontrolliere regelmäßig meine Nasenhaare.
Die Haare an den Schienbeinen wachsen länger als je zuvor und die Achselhaare muss ich jeden 3. Tag scheren.


4. Die Figur geht flöten:
Wenn du selbst Stretchhosen nicht mehr zukriegst, missmutig zur Waage schleichst und dann feststellst, dass du nicht 1 Gramm zugenommen hast - willkommen in den Wechseljahren!


5. Die Fruchtbarkeit nimmt zu:
Was einem KEINER sagt:
zu Beginn der Wechseljahre fährt der Körper die Hormonmaschinerie nochmal so richtig hoch. Motto: wer hat noch nicht, wer will nochmal? Denn in Bälde ist der Gebärofen aus. Für immer. Ende. Fini.
Meine Logik war: wo Arhythmus - da keine Fruchtbarkeit.
Statt dessen werden immer nur Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen propagiert.
Ich möchte nicht wissen, wie doof Gianna Nannini (damals 56) aus der Wäsche geguckt hat, als der Dottore ihr die frohe Botschaft überbrachte.


6. Hitzewellen:
Über Hitzewellen wird ebenso fehlinformiert, wie über die "morgendliche Übelkeit" in der Schwangerschaft, die sich nämlich bei 99% der Schwangeren (sogar bei Herzogin Kate, wie William damals verriet) als Ganztagesübelkeit entpuppt.
Das Wort "Welle" suggeriert ja ein kurzes Schwappen, wie man es vom Strandurlaub in Großenbrode kennt.
Bei mir schwappt da nix kurz, ich habe stundenlange Hitzezustände. Heiße, trockene Glut unter der Haut. Fies, aber ohne eimerweise herauszuschwitzen wie meine Tante, die sich ständig die hochrote Stirn tupfen und sich mehrfach täglich umziehen musste.
In meinem Schrank befinden sich nunmehr Blusen und Shirts. Ja, auch für den Winter.


7. Der Blutdruck steigt:
Vormals eher der hypotone Typ, schramme ich nun seit 2 Jahren an der Grenze zu behandlungsbedürftigen Blutdruckwerten entlang.


8. Stimmungschwankungen:
Ja, ha ha. Die gehören bei Frauen zur Grundausstattung, wie willste die den Wechseljahren zuordnen?
Ich sach ma so: wenn du bereits in der Schwangerschaft vor dir selbst Angst hattest, dann wappne dich gut für die Wechseljahre!
Begriffe wie "rasende Furie", "depressiver Werwolf" und "manische Episode" treffen's ganz gut.
Ich befinde mich manchmal in Zuständen, in denen ich wahlweise entweder aus dem Fenster oder mit Blumenkranz im Haar nackt über eine Wiese springen will.
Was gut dazu passt: Singledasein und Teenager, die außer Haus leben.
Was nicht gut dazu passt: trotzende Zweijährige und die restliche Menschheit.


9. Sonstige Körperlichkeiten:
- empfindliche Mamillen
Und wenn ich "empfindlich" sage, dann meine ich !!!!!EMP! FIND! LICH!!!!!
- Labiendürre
Ich empfehle: "Vagisan für die geschmeidigere Scheide". Ab und zu mal die Creme gecremt oder ein Zäpfchen integriert und schon läuft'sflutscht's isses besser. Denn wo trockene Schleimhäute aufeinanderpappen, da kein Wohlgefühl. (Falls es bis hierher überhaupt ein männlicher Leser geschafft hat: ihr kennt das von Augenentzündungen.)
- Ganzkörperschmerzen
Zeit für die ose-Zipperlein Arthr und Osteopor. Anders kann ich mir meine häufigen Ganzkörpermuskel- und Gelenkschmerzen jedenfalls nicht erklären.


10. 
Sex:
Interessiert mich nicht die Bohne, aber wenn er mal des Weges kommt, ist er ziemlich gut. Nein, keine Details, ich -> Dame!


11. Medikamente:
will ich drauf verzichten. Aber kann ich? Mich schrecken Aussagen wie die der 65-jährigen Nachbarin: "Nach 17 Jahren Hormonersatz versuche ich es jetzt mal ohne".


So, das war's im Groben.
Da es ja WechselJAHRE heißt und nicht WechselWOCHEN, ist da thematisch durchaus noch Spielraum.
Ich melde mich.

Was tun mit dem letzten OB?
Verschenken? Beerdigen? Rahmen lassen?
Tragen und bei Ebay an einen perversen Japaner verkaufen?



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