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Channel: MisanthropinWiderWillen
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Singlebörsenfazit

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Aktuell sind 4 Bloghausenerinnen in Singlebörsen angemeldet, angespornt durch meine Umtriebigkeiten damals.

Deshalb haue ich diesen Text von Anfang 2014 nun doch noch 'raus, auf dass er nützlich sein möge:

Der Anfang:
Man meldet sich an, ist voller Hoffnung und freut sich wie Bolle, wenn man tatsächlich angeschrieben wird. Man antwortet jedem und höflich. Beim allerersten Date war ich überzeugt, vor lauter Aufregung einen Schlaganfall zu bekommen und dem Traummann noch vor dem ersten Hallo! röchelnd und eingenässt zu Füßen zu liegen.

Viele Monate und diverse Kandidaten später:
Der Blutdruck erhebt sich schon lange nicht mehr in pathologische Höhen.
Das Ganze wird allmählich anstrengend und zäh; das Einloggen fühlt sich an wie eine lästige Pflicht. Die Hoffnung liegt zu 99 % brach.
Auch der Ton wird schärfer: Auf "Grüße ins Sauerland!" antworte ich nicht oder motze "Und daraus soll sich nun ein spritziger Dialog entwickeln, oder was?!"
Ich bin auch nicht mehr bereit, 80 Kilometer zu einem potentiellen Ehemann zu fahren, sondern höchstens 20.

Kennt noch jemand die MTV-Sendung „NEXT!“ ?
Ein Single muss nacheinander 5 potentielle Lebensabschnittsgefährten bei gemeinsamen Unternehmungen abchecken.
2 Möglichkeiten:
entweder ihm gefällt der- oder diejenige, dann fragt er nach dem "second date" oder sagt "Next!", dann kommt der nächste Kandidat an die Reihe.

Ich hatte jahrelang nicht an diese Sendung gedacht, aber als der Musiker damals auf meinem Sofa lümmelte, Macken in meinen Couchtisch trommelte und mein letztes Snickers fraß, schrie eine Stimme in meinem Kopf plötzlich:

NÄÄÄÄXT!

Wie er wohl reagieren würde, wenn ich es ihm mitten ins Gesicht schreien täte? Mir selbst wäre einiges erspart geblieben…
Aber ich hätte auch kein Lerngeschenk erhalten.

Online-Dating strengt mich an. Nicht körperlich, sondern emotional.
Ich treffe mich nicht mit JEDEM, der mich anschreibt, sondern nur mit jenen, die mir via Foto/Schreibstil/Stimme sympathisch sind und die ich mir als Partner vorstellen könnte.
Und je öfter man chattet oder telefoniert, desto mehr oder weniger intensiv stellen sich Gefühle in unterschiedlichen Nuancen ein.
Von "Och, ist der süß!"über "Den mag ich total gern!" bis zu "OMG, ich glaube, ich bin verliebt!!!".
In den Tagen zwischen Terminvereinbarung und Date baut sich eine Erwartungshaltung auf.
Ich ging jedes Mal mit Herzklopfen und einer Menge Hoffnung zu den Dates.
Dementsprechend enttäuscht war ich, wenn ich merkte: wieder nicht der Richtige!
Dann brauchte ich ein paar Tage, um die Enttäuschung und die im Vorfeld entstandenen Gefühle, Hoffnungen etc. zu verarbeiten.
Gefühle für den Einen abschütteln und sich einen freien Kopf bzw. freies Herz für den Nächsten machen.
Nicht leicht. Es geht schließlich nicht um Squashpartner, sondern um einen Lebens-& Liebes-Partner.
Mir taten die Männer auch ein bisschen leid, immerhin sind sie ja ebenfalls mit gewissen Hoffnungen, Sehnsüchten und Erwartungen an die Dates herangegangen.

Die Männer meldeten sich auch nicht hübsch der Reihe nach, sondern oft war ich mit 2 oder 3 interessanten Kandidaten gleichzeitig in Kontakt. Man hat also den einen noch nicht richtig verdaut und muss, oder besser: will (denn die Hoffnung stirbt zuletzt), schon mit dem nächsten anbändeln.
Ich fand das irgendwie abartig und auch unfair, wenn man sich den einen bereits im Chat "klarmacht", während man sich gleichzeitig mit einem anderen trifft. Aber die Jungs wissen ja nicht voneinander und wenn sie clever sind, werden sie sich denken können, dass sie nicht der einzige Mann auf OnlineDating-Erden sind und sie selbst machen es vermutlich nicht anders.

Irgendwann entfuhr mir bei jeder Antwortmail, die ich für einen neuen Interessenten verfasste, ein leicht resignierender Seufzer.
Näääxt!
Dieselbe Chose nochmal von vorne, mit allem Drum und Dran, nur mit anderer Variabler.

Es hatte sich eine gewisse Dating-Müdigkeit eingestellt.
Hatte ich erwähnt, dass ich nach Kandidat 12 mit dem Dating Schluss machen wollte und den Pilot nur deshalb in seinem 120 km entfernten Wohnort traf, weil er nicht locker ließ und ich dann dort zufällig ein Seminar hatte?

Aber ich will nicht zu dolle jammern: so viele Männer, wie ich durch's OnlineDating kennengelernt habe, hätte ich im echten Leben in derselben Zeit nie kennengelernt.
Wo denn?
Wie denn?
Ich bin keine Anbaggererin, keine die angebaggert wird, setze mich nicht in einschlägige Singlebars und lehne Flirtereien am Arbeitsplatz grundsätzlich ab.
Wenn ich daran denke, dass ich mir ursprünglich 4 Wochen(!) für die online-Partnersuche gegeben hatte – pffff, wie naiv!
Und wenn ich daran denke, dass der Musiker ALLE Exen aus Online-Börsen hatte, sogar die Ehefrau vor 15 Jahren, dann wird mir flau...
Ein Typ, der im echten Leben umständehalber von Weibern nur so umzingelt ist, greift auf's Internet zurück?!

Fazit also:
Online-Dating ist interessant und unterhaltsam, kostet aber eine Menge Zeit und macht nur Spaß, wenn man es nicht allzu ernst nimmt.

Sehr positiv übrigens:
die Jungs sahen (bis auf Kandidat 1, der hatte gemogelt) besser aus als auf ihren Bildern!

Manchmal kriege ich noch Zuschriften bei NeueLiebe.org. Meist antworte ich nicht.
Abmelden? Nee.
Die Hoffnung stirbt doch zulehetzt!
Außerdem habe ich doch grade wieder etwas freie Zeit...
Drückt mal die Daumen, dass ich nicht zu viele Frösche mehr küssen muss, um endlich den anzugtragenden Ballettliebhaber mit Abitur zu finden!

Und euch, liebe Bloggerinnen wünsche ich, dass ihr schnell fündig werdet, niemals auf die o.g. Frustrationsschiene abgleitet, euch die Gruseligen erspart bleiben und ihr bitte nicht so dermaßen übel abgeht wie ich mit Mr. Jazz.
(Die anderen 4 Post zu dem Thema habe ich deaktiviert! Mein Gott, was hat mich da bloß geritten?!).

Label: Börse

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